Künsebeck - Das Dorf hinterm Deich
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Auf uralten Pfaden….

Gepostet in IGKB von Freddy am 09. Mai 2022

Geologische Führung in Künsebeck

Freitagabend, strahlender Sonnenschein und mehr als 25 geologisch Interessierte versammelten sich am Ringofen Platz. Die Bodenkundlerin Saskia Burstädt hatte im Namen der Interessengemeinschaft Künsebecker Bürger (IGKB) zur ersten öffentlichen Führung am neuen Geo Pfad eingeladen. „Der Geo Pfad wurde im letzten Jahr Dank der GT 8 Förderung ermöglicht,“ begrüßte sie die Gruppe und stieg so gleich ins Thema Boden ein. „Wir stehen auf Millionen von Jahren der Erdgeschichte,“ fuhr sie fort. „Doch bevor wir soweit geologisch zurück reisen, werden wir uns erst das Künsebeck der 50er Jahre anschauen. So wanderte der Tross zuerst zum Kreisverkehr am Ravenna Park.

Hier steht schon seit ein paar Jahren die Lok mit den drei Loren. In ihnen und um sie herum verteilt die Kalksteine aus dem Kalkwerk Müller, dem letzten noch aktiven Kalkwerk in Künsebeck. Insgesamt gab es einst drei Kalkwerke, die im Teutoburger Wald Kalkstein abbauten und mit Lorenbahnen in den Ortskern transportierten. Dort wurde der Kalk dann weiterverarbeitet. Der, wie sein Name schon verrät, aus Ibbenbüren stammende Sandstein am Kreisel ist  etwa 300 Millionen Jahre alt und wurde mit dem Teutoburger Wald zusammen vor ca. 70 Millionen Jahren an die Erdoberfläche gehoben. Ebenfalls an diesem Stein erzählte Saskia Burstädt dann wie der Teutoburger Wald überhaupt entstanden ist und warum denn Sandstein und Kalkstein nebeneinander vorkommen, obwohl sie zu verschiedenen Zeiten der Erdgeschichte und eigentlich auch mal übereinander sedimentiert und zu Stein geworden sind.

Schon vorher kam die Frage auf, was denn überhaupt ein Findling sei und so wurde diese Frage an der dritten Station auch prompt geklärt. Manch einer staunte nicht schlecht, dass die teilweise doch sehr großen Steine vor 300.000 bis 700.000 Jahren von Gletschern aus dem hohen Norden in Skandinavien zu uns transportiert wurden. Bei dem Findling des Geopfades handelt es sich im Übrigen auch um den einzigen Stein, der schon vor der Planung des Pfades an Ort und Stelle lag und nicht extra hierfür angeschafft wurde.

Der Sandstein aus dem Piesberg in Osnabrück, der aus der gleichen Zeit stammt wie der Ibbenbürener Sandstein, wurde nach kurzem Fußmarsch besucht. Dieser Karbonquarzit diente als Anlass dazu, die Eigenschaften des sauren Steins zu beschreiben, der zu mindestens 50 % aus Sandkörnern besteht.

Mit den Worten „Wie Sie sehen, sehen Sie nichts!“ ließ sich leider die nächste Station an der Finkenstraße beschreiben. Dort wo heute Wohnhäuser stehen, stand von 1903 bis 1970 die Villa Köppen mit einem großen Anwesen. Sie wurde einst von einem der Kalkwerkbesitzer erbaut und nach dessen Insolvenz an verschiedenste Nachnutzer verkauft. So war das Haus zeitweise von der NSDAP genutzt oder später von der Dürkopp AG gekauft worden, um dort das Führungspersonal unterzubringen.  Bei dem darauffolgenden Stein handelte es sich um einen Gneis. Ein metamorphes Gestein, das in den Tiefen des Erdmantels von Granit zu Gneis umgewandelt wurde. Daher fielen hier auch besonders die horizontalen Streifen im Stein auf. Und zu noch etwas sei der Stein toll, so Teilnehmer Detlef Lippek: Da würden sich seine Enkel immer draufstellen und so tun als wären sie der Hermann in Detmold.

Der vorletzte Stein führte die Gruppe zurück zum Ringofenplatz. Hier fand sich nun der Muschelkalk, der seinem Namen alle Ehre macht. Denn darin lassen sich ganz wunderbar Fossilien finden, die Saskia Burstädt auch zusammen mit ein wenig Katzengold, einem goldig glänzendem Mineral aus Eisen und Schwefel, zeigte. Hier wurde es interaktiv, denn live wurde gezeigt wie Kalkstein reagiert, wenn man Salzsäure draufgibt.

Der letzte Stein der Runde war ein roter Granit aus Sachsen. An ihm zeigte sich die chaotische Maserung der verschiedenen Minerale, die bestimmt jeder schon einmal an Granitsteinen in Landschaftsbau gesehen hat. Diese wurden vorgestellt als: „Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess‘ ich nimmer.“ Auch zeigte sich hier schön was passiert, wenn der Stein, der in sehr tiefen Schichten des Erdmantels gebildet wird, an die Oberfläche kommt und der Druck vom Stein abfällt. Er bekommt nämlich rechtwinklig zueinanderstehende Risse, die sich auch an der Oberfläche von diesem Granitblock zeigen.

Nach ein paar abschließenden Worten zu dem Mahnmal, dass von Architekt Schlienkamp in den 1920er Jahren geschaffen und 1984 in den Ortskern versetzt wurde, kehrte die Gruppe nach etwa zwei Stunden noch auf ein Getränk im Gemeindehaus Künsebeck ein.