Jetzt kommt der Deckel auf den Müll
Gepostet in Allgemein von am 23. September 2015 Tags: Allgemeines

Quelle: Westfalen Blatt / www.westfalen-blatt.de
Die Mülldeponie im ehemaligen Steinbruch Müller, sie wird die Experten noch bis ins nächste Jahrhundert hinein beschäftigen. Diese Prognose stellt Ralf Engelhardt, bei der kreiseigenen Entsorgungs-Gesellschaft GEG zuständig für Überwachung und die gerade laufende Renaturierung der Deponiefläche.
Klüftiges Kalkgestein, darüber eine Asphaltschicht als Abdichtung: Auf diesem Untergrund wurde bis in die 80er Jahre unsortierter Hausmüll abgeladen. Noch heute wird das kontaminierte Sickerwasser aus dem Deponiekörper von Brunnen aufgefangen, gesammelt und zu einer Spezialkläranlage nach Westerwiehe gefahren. »Die Wullwelle aber ist wieder sauber«, kann Ralf Engelhardt inzwischen verkünden. Hier hatte das Dilemma einst begonnen, offenkundig geworden durch ein Fischsterben in benachbarten Forellenteichen. Pampers für den Müll
Die Überwachung der Brunnen aber ist »nur« laufendes Geschäft, im Vordergrund steht für den 61-jährigen Ingenieur jetzt die endgültige Abdeckung des Deponieabschnittes I. In diesem Bereich soll die Zeit vorbei sein mit der Oberfläche aus schwarzer Folie und alten Autoreifen als Gewicht, denn der Müll unter dieser Schicht hat sicht jetzt gesetzt, nachdem schon seit Jahren kein Regenwasser mehr eindringen kann.
Die Rollenware liegt teilweise schon am Müllberg, größtenteils aber noch an der Haupteinfahrt zur Deponie. Insgesamt 25 000 Quadratmeter müssen bedeckt werden. Die alte Folie kommt runter und kann sogar noch verkauft werden. Der Neuaufbau besteht aus mehreren Schichten. Zuerst Bahnen aus stark saugfähigem Bentonit, (Engelhardt: »Das wirkt wie eine Pampers«), darauf kommt eine 2,5 Millimeter starke Folie aus Kohlenstoff. »Dieses Material unterliegt kaum einem Alterungsprozess«, sagt der GEG-Ingenieur. Der Hersteller garantiere 100 Jahre ohne nachlassende Qualität.
Auf diese Folie wird noch eine zwei Zentimeter dicke Drainageschicht gepackt, die das Regenwasser in die Auffanggräben ableitet, darauf eine Sandschutzschicht. Die ist nötig, weil als Abschluss sozusagen heimischer Boden aufgetragen wird. Ein Gemisch aus Boden und Kalkbrocken. Das wird gerade im benachbarten Steinbruch Müller abgetragen, kann dort wegen des hohen Anteils an Verwitterungsmaterials aber nicht verwendet werden. Es wird deshalb auf kurzem Dienstweg zur Deponie gebracht und dort wieder abgeladen, wo die Unterbahnen bereits verlegt sind. Ein Meter dick wird diese Bodenschicht, 25 000 Kubikmeter felsiger Boden müssen also bewegt werden. Die GEG hat extra einen Weg vom Müllberg in den Steinbruch anlegen lassen, so dass die Traktoren im Einbahnverkehr unterwegs sein können. Kein Wald mehr
2016 soll der Rest des Abschnitts zugedeckt sein, bis Ende 2017 die gesamte Deponie. Dann kann die Natur ihre Arbeit verrichten. Einen dichten Wald wird es hier allerdings nie geben, sagt der Ingenieur der GEG. Vielmehr soll sich hier, wie schon auf dem länger zugedeckten Altabschnitt der Deponie, ein artenreicher Kalkmagerrasen bilden. Damit sich die dafür typischen Pflanzen- und Tierarten langfristig ansiedeln können. Kleine Bäume und Sträucher dürfen sich ansiedeln, die aber regelmäßig heruntergeschnitten werden. Der Rasen soll zweimal pro Jahr gemäht werden.
Obwohl kein Regenwasser mehr eindringt, kommt unterhalb in den Fangbrunnen immer noch Sickerwasser an. Statt der ursprünglich 50 000 Kubikmeter sind es aber jetzt weniger als 7000. Ganz aufhören werde das aber nicht, sagt Ralf Engelhardt. Seine Rechnung: Die Deponie ist von 1966 bis 1999 33 Jahre lang betrieben werden. Etwa zehn Mal so lange muss sie kontrolliert werden.