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Mühlteich ist seit 600 Jahren Barriere

Gepostet in Allgemein von am 13. März 2015 Tags:

teichMühlteich ist seit 600 Jahren Barriere

Für die Renaturierung des Künsebecker Baches fließen Zuschüsse nur bei Durchgängigkeit

Halle(WB). Dass Naturschutz und Naturschutz überhaupt nicht dasselbe sind, dafür hat der Umweltausschuss ein Paradebeispiel geliefert: den geplanten naturnahen Ausbau des Künsebecker Baches an der Talstraße.

 

Von Klaudia Genuit-Thiessen / WESTFALEN BLATT

 

Der Teich an der Talstraße – vor Jahren mit großem Engagement der Künsebecker angelegt – ist inzwischen stark versandet und teilweise auch stark vernachlässigt worden. Dennoch hält die SPD den Erhalt dieser Erholungs- und Freizeitflächefür den Ortsteil für notwendig. Die Sozialdemokraten wollten deshalb geprüft wissen, ob man bei der Erneuerung des Durchlasses für den Künsebecker Bach in der Talstraße auch gleich den Teich auskoffern kann. Zusammen mit der Interessengemeinschaft Künsebecker Bürger (IGKB) sollte eine Lösung gesucht werden, die gleichermaßen den Freizeit- und Erholungswert wie auch den ökologischen Wert berücksichtigt.

 

Schon im September 2012 hatte die Stadt eine naturnahen Gestaltung des Baches beschlossen und wasserrechtliche Genehmigungen beantragt. Weil der Bach künftig durchgängig sein soll, darf er keine Abstürze haben und muss statt dessen im Bereich des ehemaligen Teiches in das Gelände einschneiden. Ein neuer Teich wäre allerdings wieder eine Barriere und damit auch ein Hindernis für Zuschüsse. Schließlich würde er den Zielen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie widersprechen.

 

Geplant hat man also abgeflachte Bereiche, eine Ruhezone, die bei heftigen Regenfällen überströmt werden kann. Zur Tat schreiten wollte die Stadt, sobald Fördermittel bereit gestellt werden.

 

Aber genau das hält die Bezirksregierung inzwischen für problematisch. Denn der Bach ist am Sportplatz verrohrt. Zudem gibt es Abstürze an der Talstraße und an der ehemaligen Mühle am Mühlenhof. »Hochlukrative« Zuschüsse – immerhin 80 Prozent der Kosten sind im Gespräch – würde es nur dann geben, wenn die Verrohrung und der Mühlabsturz »zeitnah aufgehoben werden würden«.

 

Eine schöne Absicht, aber die Rechnung haben die Planer bis zu diesem Punkt vermutlich auch ohne den Mühlenhof und seine drei Teiche gemacht. Der ist schon 1556 im Urbar der Grafschaft Ravensberg erwähnt worden, wie Eigentümer Hermann Künsemöller ausführte. Die damit fast 600 Jahre alten Teiche stellen nicht nur schutzwürdige Biotope mit einem stabilen Eisvogelvorkommen dar. Hermann Künsemöller befürchtet auch, dass jede Änderung des Wasserstandes in diesem sensiblen Gebiet die großen, alten Bäume zwischen B 68 und Talstraße gefährden kann. Schon jetzt gebe es im Sommer manchmal Probleme, den Wasserstand zu halten.

 

»Wanderfische wie Lachse sind im Künsebecker Bach wohl kaum zu erwarten«, stimmte auch Umweltbeauftragter Stephan Borghoff zu. Beschlossen wurde schließlich erst einmal ein Ortstermin an der Talstraße, bevor man überlegt, wie man den Künsebecker Bach am Sportplatz öffnen kann. Zudem soll gemeinsam mit der IGKB ein Gestaltungsvorschlag erarbeitet werden, der den Freizeitspaß wie auch ökologische Belange berücksichtigt.